Starke Frauen: Lisa D.
Im Oktober 2012 erhielt ich bei der Routinemammografie den Befund BIRADS V rechten Brust. Der Tastbefund (auch seitens der Ärzte) unauffällig. Erklärend möchte ich hinzufügen, dass der Tumor mittig saß und meine Brust eher voller ist. Der aufklärende Röntgenarzt sagte mir schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich keine großen Hoffnungen in die Biopsie setzen sollte hinsichtlich eines günstigeren Ergebnisses, somit verließ ich die Ordination mit der relativen Gewissheit Krebs zu haben.
In Anbetracht der Statistik war ich nicht einmal besonders schockiert, ich dachte bloß, ich bin eben auch eine „Achte.“ Mittlerweile bin ich 50, und je länger der Zeitpunkt der Diagnosestellung zurückliegt, desto unbegreiflicher finde ich es. Um ehrlich zu sein, habe ich nie damit gerechnet.
Ich bin nämlich ein Fall wider die Statistik (wie andere auch). Ich habe drei erwachsene Töchter, gestillt, mich immer gern und viel bewegt, Idealgewicht, seit 22 Jahren kein Nikotin, kein oder kaum Alkohol, 10 Jahre vegetarische Ernährung, bin auch der Erstfall in der Familie.
Ich kann nur sagen, Gott sei Dank habe ich seit meinem 40er in Zweijahresabständen die Mammografie in Anspruch genommen!!!
Positiver Nebeneffekt: Meine Mama (84) ließ nach vielen, vielen Jahren endlich wieder eine Mammografie durchführen……..auch im Kolleginnenkreis (Krankenpflege) löste mein Befund einen Mammografieboom aus! Erstaunlicherweise bekomme ich von Mammografieverweigerinnen oft die Aussage zu hören: „Ich g´hör zu den anderen Sieben!“
Noch Ende Oktober wurde ich brusterhaltend operiert, ein zweites Mal Anfang Dezember, weil zu wenig vom gesunden Bereich weggeschnitten wurde. Tumordurchmesser 15 mm, zwei Lymphknoten waren bereits befallen. Trotzdem entschieden die Ärzte, mir eine Chemotherapie zu ersparen, was mich mit großer Freude erfüllte, später aber doch auch mit einiger Unsicherheit………
Anfang des Jahres erhielt ich 30 Bestrahlungen, die ich sehr gut vertragen habe.
Medikamentös werde ich mit einem Aromatasehemmer therapiert, weil das Tumorgewebe stark Hormonrezeptor positiv war. Bis auf Müdigkeit und schmerzhafte, teilweise versteifte Finger- und Handgelenke, vor allem vormittags, verspüre ich keine Nebenwirkungen.
Was ich mir jedenfalls so nicht vorgestellt habe: dass eine Lymphknotenentfernung über einen so relativ langen Zeitraum Schmerzen bereitet, sodass die Beweglichkeit und Belastbarkeit meines rechten Armes eingeschränkt sind, was eine Rückkehr in meinen Beruf derzeit unmöglich macht. . Manchmal überlege ich auch umzusatteln, denn im Pflegeberuf sind die Rahmenbedingungen großteils nicht gesundheitsförderlich.
Ich habe gelernt, das Leben bewusster zu geniessen, soziale Kontakte verstärkt zu pflegen, noch gesünder (stressfreier) zu leben, Hobbies wieder zu aktivieren, vor allem das Tanzen. Mittlerweile habe ich drei Trainingspartner, denn ich möchte mit den „Problemen“, die beim Üben manchmal entstehen, meine private Beziehung nicht belasten.
Kurz vor Weihnachten steht wieder ein umfangreicher Gesundheitscheck ins Haus, und ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich hätte kein mulmiges Gefühl. Ich wünsche mir, dass ich künftig meinen Kontrolluntersuchungen mit etwas mehr Gelassenheit entgegensehen kann, denn sie werden ein Bestandteil meines Lebens bleiben.
Ich möchte meiner Familie, meinem Freund, meinen Freundinnen und den Ärzten danken, dass sie mich durch eine schwere Zeit begleitet und trotzdem soviel wie möglich an Normalität zugelassen haben. Geholfen haben mir bei der Verarbeitung der Ereignisse auch mein Glaube an Gott und meine Katze, die immer für mich da ist und war.
Da meine Geschichte ja eigentlich nichts Spektakuläres beinhaltet, wage ich mit folgenden Worten zu schließen: Es ist Vieles anders, aber nicht alles schlechter…….
Mit freundlichen Grüßen
Dyndocky Elisabeth