Medizin und Mitgefühl
Die moderne Medizin ist reich an wissenschaftlichen, technischen Leistungen, aber arm an menschlichen, kommunikativen Beziehungen, schreibt Maximilian Gottschlich in seinem Buch „Medizin und Mitgefühl. Die heilsame Kraft empathischer Kommunikation, Wien: Böhlau 2007 (2)“.
Immer mehr Menschen klagen über ein gefühlloses, inhumanes Medizinsystem, das auf ihre subjektiven seelischen Bedürfnisse keine Rücksicht nimmt und dem die Sprache des Leids fremd geworden ist. Was den Patienten an kommunikativer Zuwendung vorenthalten wird, fällt auf die Ärzte selbst zurück: Sie werden zunehmend zu Leidenden an ihrer Profession, fühlen sich innerlich leer und ausgebrannt und nicht wenige würden ihren Beruf kein zweites Mal wählen.
„Medizin und Mitgefühl – die heilsame Kraft empathischer Kommunikation“ ist der programmatische Titel der aktualisierten und um wesentliche Teile erweiterten Neuauflage des 1998 bei Springer Wien New York erschienenen und seit längerem vergriffenen Buches „Sprachloses Leid. Wege zu einer kommunikativen Medizin“.
Der Autor, der Wiener Kommunikationswissenschafter Maximilian Gottschlich, geht darin dem vielschichtigen Zusammenhang von Kommunikation und Heilen nach. Sein Buch ist ein leidenschaftliches und zugleich wissenschaftlich fundiertes Plädoyer für eine neue medizinische Kommunikationskultur. Es macht deutlich: Kommunikation ist eine zentrale, unverzichtbare Dimension ärztlicher Heilkunst …
Die Angst des Arztes
….jeder Patient erinnert den Arzt an sein eigenes bevorstehendes Leiden und Sterben…..
Doch das, was wir Patienten brauchen ist eine neue kommunikative und mitfühlende Medizin.
Wie Simone Weil,eine französische Philosophin, Dozentin und Lehrerin sowie Sozialrevolutionärin (1909 – 1943), bereits sagte:
„Wer leidet, der sucht sein Leid anderen mitzuteilen, sonst bleibt das Leid in ihm und vergiftet ihn“.
Im therapeutischen Ansatz der Kommunikation liegt unheimlich viel Heilungspotential. Worte aktivieren Körpergefühle. Man nennt das auch Spiegelmechanismus. Kommunikationsarmut macht krank. Die Verwehrung emotionaler Zuwendung kann zu einem schlechteren Therapieverlauf führen.
Existentielle Kommunikation
Hierbei geht es um die Bereitschaft, das andere „Selbst“ zu verstehen, die Lebensbühne des anderen zu betreten, denn dann kann heilendes Potential entfaltet werden.
- Wir wünschen uns ein gutes, interdisziplinäres Arzt-Patientengespräch
- Wir möchten gehört werden
- Wir möchten Teil ärztlicher Entscheidungen sein
- Wir möchten als Mensch gesehen werden, nicht als Patient
- Wir wünschen uns gegenseitiges Vertrauen
- …….
Erzähle mir – und ich werde vergessen
Zeige mir – und ich werde mich erinnern
Lass mich teilhaben – und ich werde verstehen
Einen weiteren Artikel zu diesem Thema findet ihr hier: Zum Artikel