Brustkrebs beim Mann
Brustkrebs bei Männern – gibt es das überhaupt?
Die Antwort lautet ja, wenn auch sehr selten. Brustkrebs gilt als typische Frauenerkrankung. Daher wird diese Tumorform bei Männern oft relativ spät entdeckt. Die Behandlung orientiert sich weitgehend an den Leitlinien, die heute für das Mammakarzinom der Frau gelten.
Bei der Informationssuche wie im Austausch mit anderen Betroffenen stoßen männliche Brustkrebspatienten jedoch schnell an ihre Grenzen. Fachleute widmen der Krankheit allerdings zunehmend mehr Aufmerksamkeit.
Welche Auslöser kennt man?
Bei den meisten männlichen Brustkrebspatienten lässt sich im Nachhinein kein auffälliger Risikofaktor finden.
Genveränderungen
Man weiß heute, dass es einige ererbte oder spontan aufgetretene Genveränderungen gibt, die bei Frauen und auch Männern das Brustkrebsrisiko steigern.
Dazu gehören Veränderungen in den sogenannten BRCA-Genen (englisch: breast cancer genes) und einige weitere, noch nicht in allen Detail bekannte erbliche Faktoren. Solche Genveränderungen finden sich aber nur bei einer Minderzahl der tatsächlich Betroffenen. Möglicherweise gibt es weitere Risikogene, die bisher noch nicht identifiziert werden konnten.
Bekannt ist noch ein weiterer Zusammenhang zwischen Risiko und Genen: Ein fast so hohes Brustkrebsrisiko wie Frauen haben Männer mit Klinefelter-Syndrom, die ein oder mehrere zusätzliche weibliche X-Chromosomen aufweisen.
Strahlung
Als risikosteigernd gilt bei Männern wie bei Frauen zudem langjährige oder hoch dosierte radioaktive Strahlung, die das Brustgewebe betroffen hat. Männer, die bereits einmal eine Bestrahlung des Oberkörpers erhalten haben, zum Beispiel wegen einer früheren Krebserkrankung, sollten dies ihren Ärzten sagen.
So ist sichergestellt, dass mögliche Veränderungen gezielt überwacht werden können.
Hormone
Auch hormonelle Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen: Männer produzieren wie Frauen das Geschlechtshormon Östrogen, wenn auch normalerweise in weitaus geringeren Mengen. Ein höherer Östrogenspiegel kann allerdings bei Männern mit starkem Übergewicht auftreten, oder auch durch Lebererkrankungen wie etwa einer Leberzirrhose oder Leberschrumpfung.
Diskutiert wird auch, ob Bodybuilder, die über längere Zeit nicht zugelassene Hormone zur Leistungssteigerung verwenden, ebenfalls ein gesteigertes Brustkrebsrisiko tragen.
Was ist bei Männern anders als bei Frauen?
Brustkrebs bei Männern macht sich ebenso bemerkbar wie bei Frauen.
Meist tastet man selbst einen Knoten oder eine andere Veränderung im Brustgewebe.
Als Warnsignal gelten aber auch: Flüssigkeitsabsonderung aus der Brustwarze, kleine Entzündungen oder Wunden, die nicht abheilen, oder eine Einziehung der Brusthaut an einer Stelle oder der Brustwarze.
Auch die Abklärung solcher Veränderungen sieht ähnlich aus wie bei Frauen: Ultraschalluntersuchungen können erste Informationen bieten. Die wichtigste Untersuchung ist aber auch für Männer die Mammographie, die Röntgenuntersuchung der Brust.
Beide bildgebenden Verfahren sind bei männlichen Patienten jedoch nicht so aussagekräftig wie bei Frauen, unter anderem deshalb, weil das Gewebe wesentlich dichter ist.
Eine Krebsdiagnose wird daher erst gestellt, nachdem Ärzte per Biopsie eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen und untersucht haben. Welche Eigenschaften das Gewebe unter dem Mikroskop aufweist, bietet wichtige Anhaltspunkte für die Frage, ob Krebs vorliegt oder nicht.
In weiteren Tests wird untersucht, ob der Tumor auf Geschlechtshormone mit Wachstum reagiert, und ob er für Brustkrebs typische molekularbiologische Besonderheiten aufweist.
Besteht der Verdacht, dass ein Tumor bereits gestreut haben könnte, kommen weitere Untersuchungen dazu. Sie sind notwendig, um Absiedlungen in Lymphknoten, in Knochen oder anderen Organen auszuschließen und eine Behandlung besser planen zu können.
Behandlungsverfahren:
Auch die Therapie unterscheidet sich für Männer wenig von der für Frauen.
In einer Operation werden sowohl tumorverdächtige Bereiche wie auch benachbarte Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen. Über solche Lymphknoten können sich Tumorzellen am ehesten im Körper ausbreiten.
Ob es ausreicht, nur den Tumor und einen Randsaum von gesundem Gewebe zu entfernen, oder ob der gesamte Drüsenkörper und die Brustwarze in einer sogenannten Mastektomie entfernt werden müssen, hängt von der Ausbreitung des Tumors ab.
Da bei Männern von vornherein viel weniger Brustgewebe vorhanden ist als bei Frauen, lässt sich die Entfernung der gesamten Brust allerdings oft nicht vermeiden. Trotzdem beurteilen viele betroffene
Männer das kosmetische Ergebnis als gut.
Je nachdem, wie der Befund nach der Operation eingeschätzt wird und wie hoch das Risiko für einen Rückfall trotz Operation ist, erhalten betroffene Männer weitere Therapien.
Diese adjuvanten oder unterstützenden Maßnahmen richten sich gegen Tumorzellen, die möglicherweise unsichtbar im Körper verblieben sind.
Dazu gehören eine Strahlentherapie der Brustwand und eventuell eine Chemotherapie. Bei sehr vielen Männern ist eine antihormonelle Therapie sinnvoll, weil ihr Tumor östrogenabhängig wächst, und/oder eine Therapie mit Antikörpern, die sich gegen besondere Merkmale mancher Brustkrebszellen richten.
Diese Behandlungen helfen oft auch dann, wenn ein Rückfall festgestellt wird oder der Tumor bereits bei Diagnosestellung Metastasen gebildet hat. Dann zielt die Therapie vor allem darauf ab, das Tumorwachstum so lange wie möglich zu bremsen und krankheitsbedingte Beschwerden zu lindern.
(Auszüge aus: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs-mann/)
Film: Bewusst gesund – Das Magazin vom 08.05.2015