Compliance (Therapietreue)
Ass.Prof.Priv. Doz.Dr. Georg Pfeiler
Leiter der onkologischen Brustambulanz der Universitäts – Frauenklinik der Meduni Wien (AKH Wien), Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie
Herr Prof. Pfeiler, vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Ich würde Ihnen gerne einige Fragen stellen, die für PatientInnen und Angehörige wichtig zu wissen sind.
Frage1:
Was bedeutet Compliance?
Prof. Pfeiler:
Compliance ist die grundsätzliche Bereitschaft der Patientin sich einer Therapie zu unterziehen, die gemeinsam mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt beschlossen wurde. Zudem setzt die Patientin die Therapie unter ärztlicher Leitung wirklich um, d.h. nimmt die verordneten Tabletten, macht regelmäßig ein Blutbild oder meldet Beschwerden oder Probleme, die durch die Therapie entstanden sind. Dass die Patientin tatsächlich z.b. jeden Tag die verordneten Tabletten nimmt wird auch ‚Adherence‘ oder zu Deutsch ‚Adährenz‘ bezeichnet.
Frage 2:
Wie wichtig ist es complient zu sein?
Prof. Pfeiler:
Ganz wichtig! Wenn unter einer Therapie nicht die vorgeschriebenen regelmäßigen Kontrollen eingehalten werden, dann kann das für die Patientin unter Umständen gefährlich werden. Wenn die Patientin, Ihre Beschwerden nicht mit der Ärztin/dem Arzt bespricht, dann wird das unter Umständen zu Therapieabbrüchen führen. Und wenn die Therapie frühzeitig abgebrochen wird, dann kann das zu einer schlechteren Prognose führen – dafür liegen Daten vor.
Frage 3:
Wie wichtig ist es, eine gute, ehrliche und offene Kommunikation
mit dem behandelnden Arzt zu haben?
Prof. Pfeiler:
Eine Ärztin/ein Arzt kann nur dann gut helfen, wenn die Patientin Ihre Beschwerden, die Sorgen und Ängste, die Nebenwirkungen der Therapie etc mitteilt. Es ist hier natürlich nicht nur die Patientin gefordert, sondern auch die Ärztin/der Arzt sich Zeit zu nehmen und auch wirklich zuzuhören. Die Sorgen, die eine Patientin quälen wie z.b. ‚kann ich während der Chemotherapie auf Urlaub fahren‘ oder ‚gibt es nicht doch eine Möglichkeit gegen die Scheidentrockenheit während der antihormonellen Therapie anzukommen‘ müssen ausgesprochen werden. Man kann nicht immer alles lösen, aber man kann es dann versuchen.
Frage 4:
Was sollten PatientInnen auf keinen Fall tun?
Prof. Pfeiler:
Dem Arzt zusätzliche Therapie die eingenommen werden verschweigen – das kann gefährlich sein.
Frage 5:
Gibt es eine Art „Nebenwirkungsbegleitung“?
Prof. Pfeiler:
Ja! Eine grundlegende Aufgabe der Ärztin/ des Arztes ist es, Nebenwirkungen vor allem – aber nicht ausschließlich – bei der Chemotherapie zu lindern. Gerade bei der Chemotherapie werden schon präventiv Medikamente gegeben um zB Übelkeit hintanzuhalten. Aber auch bei allen anderen Therapien wie z.b. der antihormonellen Therapie ist es wesentlich Nebenwirkungen zu lindern. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass die Patientin ihrer betreuenden Ärztin/ ihrem betreuendem Arzt von den Nebenwirkungen berichtet.
Herr Prof Pfeiler, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview