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Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) – Wenn der Körper auf die Periode reagiert

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Viele Frauen merken einige Tage vor Beginn ihrer Periode, dass sich ihr Körper und ihre Stimmung verändern. Sie fühlen sich gereizt, müde, aufgebläht oder traurig – und meist verschwinden diese Beschwerden wieder, sobald die Blutung einsetzt. Diese wiederkehrenden Beschwerden nennt man Prämenstruelles Syndrom, kurz PMS.

Betroffen sind Schätzungen zufolge zwischen 30 und 80 Prozent aller menstruierenden Frauen, wobei etwa 5 bis 10 Prozent so starke Beschwerden entwickeln, dass ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist (Ryu et al., Journal of Women's Health, 2021).

 

Was passiert im Körper?


Während des Monatszyklus verändert sich das Zusammenspiel der Hormone Östrogen und Progesteron. Besonders in den Tagen nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälfte, schwanken die Hormonspiegel stark. Diese Veränderungen wirken sich nicht nur auf die Gebärmutter aus, sondern auch auf das Gehirn und die Stimmung. Fachleute vermuten, dass dabei vor allem der Botenstoff Serotonin, der unsere Stimmung beeinflusst, eine wichtige Rolle spielt. Wenn der Serotoninspiegel sinkt, kann das zu Reizbarkeit, Traurigkeit oder Antriebslosigkeit führen.

Auch Faktoren wie Stress, Schlafmangel, Bewegungsmangel, Rauchen oder unausgewogene Ernährung können PMS-Beschwerden verstärken. Manche Frauen sind zudem erblich stärker dafür anfällig.


Wie äußert sich PMS?


PMS kann sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Manche Frauen haben nur leichte körperliche Veränderungen, andere fühlen sich mehrere Tage lang deutlich beeinträchtigt. Häufige Beschwerden sind Brustspannen, Kopfschmerzen, Völlegefühl, Wassereinlagerungen oder Müdigkeit. Gleichzeitig können auch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Traurigkeit, Konzentrationsprobleme oder Ängste auftreten.

Typisch ist, dass die Beschwerden ein bis zwei Wochen vor der Periode beginnen und nach Beginn der Blutung schnell wieder verschwinden.


Wie wird PMS festgestellt?


Es gibt keinen speziellen Bluttest oder Ultraschall, der PMS eindeutig nachweisen kann. Ärztinnen und Ärzte stellen die Diagnose in der Regel durch ein ausführliches Gespräch. Dabei hilft es, wenn die Betroffene ein Symptomtagebuch führt – also täglich notiert, wie stark die Beschwerden sind und wann sie auftreten. So lässt sich erkennen, ob sie wirklich mit dem Zyklus zusammenhängen.

Manchmal müssen andere Erkrankungen wie Schilddrüsenprobleme oder Depressionen ausgeschlossen werden.


Was kann man gegen PMS tun?


Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, PMS zu lindern – oft schon durch einfache Veränderungen im Alltag. Regelmäßige Bewegung wie Spazierengehen, Radfahren oder Yoga hilft nachweislich, das Wohlbefinden zu verbessern. Auch Entspannungsübungen, ausreichend Schlaf und Stressabbau wirken positiv. Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie wenig Zucker, Salz, Alkohol und Koffein kann ebenfalls helfen.

Wenn die Beschwerden stärker sind, können pflanzliche Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium, Kalzium oder Vitamin B6 ausprobiert werden – am besten nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt.

Bei ausgeprägten psychischen Symptomen können Antidepressiva, sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), wirksam sein. Wenn hormonelle Schwankungen im Vordergrund stehen, kann eine Pille mit bestimmten Hormonen (z. B. Drospirenon) die Beschwerden lindern. Schmerzmittel wie Ibuprofen helfen bei Kopfschmerzen oder Unterleibsschmerzen.


Was ist die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)?


Bei etwa 5 bis 8 Prozent der Frauen ist PMS besonders stark ausgeprägt. In diesen Fällen spricht man von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Hier stehen starke Stimmungsschwankungen, depressive Gefühle und Antriebslosigkeit im Vordergrund. Diese Form sollte ärztlich behandelt werden – meist mit Medikamenten und psychotherapeutischer Unterstützung.


Wie sind die Aussichten?


PMS ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Viele Frauen lernen mit der Zeit, wie sie ihren Körper in dieser Phase unterstützen können. Bei manchen bessern sich die Beschwerden nach einer Schwangerschaft oder verschwinden mit dem Beginn der Wechseljahre ganz.

Wichtig ist, PMS ernst zu nehmen – nicht als „Einbildung“, sondern als reale, körperlich und seelisch spürbare Belastung. Eine gute ärztliche Begleitung kann helfen, die passende Behandlung zu finden und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.


Quellen

  • Rapkin AJ & Winer SA. New England Journal of Medicine, 2017.

  • O’Brien PMS et al. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2019.

  • Yonkers KA et al. JAMA Psychiatry, 2020.

  • Hunter MS et al. BJOG, 2018.

  • Ryu A & Kim T. Journal of Women’s Health, 2021.

  • American Psychiatric Association. DSM-5-TR, 2022.

 

Kurz zusammengefasst:

 

1. Definition


Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) bezeichnet eine Vielzahl körperlicher, psychischer und emotionaler Beschwerden, die regelmäßig in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus – meist einige Tage vor der Menstruation – auftreten und mit Beginn oder kurz nach Einsetzen der Blutung wieder abklingen. PMS betrifft schätzungsweise 30–80 % aller menstruierenden Frauen, wobei etwa 5–10 % unter einer stark ausgeprägten Form leiden.


2. Ursachen und Entstehung


Die genauen Ursachen von PMS sind nicht vollständig geklärt, jedoch werden mehrere Faktoren diskutiert:


  • Hormonelle Schwankungen:

    Veränderungen im Östrogen- und Progesteronspiegel in der Lutealphase des Zyklus beeinflussen das zentrale Nervensystem und können Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen und Brustspannen verursachen.


  • Neurotransmitterveränderungen:

    Ein Ungleichgewicht des Serotoninspiegels kann depressive Verstimmungen, Reizbarkeit und Schlafprobleme begünstigen.


  • Lebensstilfaktoren:

    Stress, Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, übermäßiger Koffein- oder Alkoholkonsum können PMS-Beschwerden verstärken.


  • Genetische Disposition:

    Familiäre Häufungen weisen auf eine genetische Komponente hin.


3. Symptome


Die Symptome des PMS sind vielfältig und individuell unterschiedlich. Sie lassen sich in körperliche und psychische Beschwerden einteilen:


Körperliche Symptome:

  • Spannungsgefühl oder Schmerzen in den Brüsten

  • Kopfschmerzen oder Migräne

  • Blähungen, Völlegefühl

  • Wassereinlagerungen (Ödeme)

  • Gelenk- und Muskelschmerzen

  • Müdigkeit

  • Heißhunger oder Appetitveränderungen


Psychische Symptome:

  • Reizbarkeit, Aggressivität

  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung

  • Angst oder Nervosität

  • Konzentrationsstörungen

  • Schlafprobleme

  • Rückzugstendenzen


4. Diagnostik


Die Diagnose erfolgt in der Regel klinisch anhand der Symptome und ihrer zyklischen Wiederkehr.Hilfreich ist ein Symptomtagebuch über mindestens zwei Menstruationszyklen, um das zeitliche Auftreten und die Intensität der Beschwerden zu dokumentieren.Andere gynäkologische oder psychische Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenstörungen, Depressionen) müssen ausgeschlossen werden.


5. Behandlungsmöglichkeiten


Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Beschwerden und kann nicht-medikamentös und medikamentös erfolgen:


Nicht-medikamentöse Maßnahmen:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität

  • Entspannungsverfahren (z. B. Yoga, Meditation, autogenes Training)

  • Ausgewogene Ernährung (viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, wenig Zucker und Salz)

  • Reduktion von Koffein, Alkohol und Nikotin

  • Ausreichender Schlaf und Stressmanagement


Medikamentöse Therapie:

  • Hormonelle Verhütungsmittel (z. B. kombinierte orale Kontrazeptiva) zur Stabilisierung des Hormonspiegels

  • Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei starken psychischen Symptomen

  • Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, Naproxen) bei körperlichen Beschwerden

  • Diuretika bei ausgeprägten Wassereinlagerungen


6. Sonderform: Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS)


Die PMDS ist eine besonders schwere Form des PMS und zeichnet sich durch ausgeprägte psychische Symptome wie Depressionen, Wutausbrüche, Angstzustände und Antriebslosigkeit aus.Sie ist in der ICD-11 als eigenständige Diagnose anerkannt und bedarf meist einer spezifischen medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung.


7. Prognose


PMS ist keine gefährliche, aber oft stark belastende Störung. Durch gezielte Maßnahmen können die Symptome deutlich gelindert werden. Mit zunehmendem Alter oder nach einer Schwangerschaft können die Beschwerden abnehmen. Nach den Wechseljahren verschwindet das PMS in der Regel vollständig.

 

 

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