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Der metastasierte Darmkrebs



Der metastasierte Darmkrebs – eine Herausforderung in Österreich und weltweit

 

Darmkrebs (kolorektales Karzinom) zählt weltweit zu den häufigsten Krebsarten. Besonders besorgniserregend ist das metastasierte Stadium, in dem sich der Tumor bereits über den Darm hinaus in andere Organe ausgebreitet hat. In Österreich ist Darmkrebs nach Brust-, Prostata- und Lungenkrebs eine der vier häufigsten Krebserkrankungen – mit rund 4.500 Neuerkrankungen pro Jahr. Global gesehen liegt kolorektaler Krebs auf Platz drei der häufigsten Krebsdiagnosen.

Metastasierter Darmkrebs stellt weltweit eine medizinische und gesellschaftliche Herausforderung dar. Während in Österreich moderne Therapien zur Verfügung stehen und die Früherkennung zunehmend greift, sind in vielen Regionen der Welt Zugang, Aufklärung und medizinische Infrastruktur unzureichend. Dennoch schreiten die medizinischen Fortschritte – etwa bei der Immuntherapie – auch international stetig voran. Die langfristige Lösung liegt vor allem in der Kombination aus Früherkennung, Forschung und globaler Gesundheitsgerechtigkeit.

 

Was bedeutet "metastasierter Darmkrebs"?


In der metastasierten Form (Stadium IV) haben sich Krebszellen über das Blut- oder Lymphsystem vom ursprünglichen Tumor im Dick- oder Enddarm gelöst und Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet.

Besonders häufig betroffen sind:

  • Die Leber (am häufigsten bei Darmkrebs)

  • Die Lunge

  • Das Peritoneum (Bauchfell)

  • Selten auch Gehirn oder Knochen


Die Diagnose eines metastasierten Tumors verändert die Therapieziele wesentlich: Heilung ist nur noch in wenigen Fällen möglich. Im Vordergrund stehen Lebensverlängerung, Krankheitskontrolle und Lebensqualität.


Verbreitung in Österreich und weltweit


  • Österreich: Laut Statistik Austria erkranken jährlich etwa 2.400 Männer und 2.100 Frauen an Darmkrebs. Rund ein Viertel der Fälle wird bereits im metastasierten Stadium diagnostiziert.

  • Weltweit: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählte 2022 etwa 1,9 Millionen Neuerkrankungen. In vielen Ländern mit westlichem Lebensstil ist die Erkrankungsrate hoch, während sie in Entwicklungsländern tendenziell steigt – vermutlich aufgrund zunehmender Urbanisierung und Ernährung nach westlichem Muster.


Risikofaktoren – global ähnlich


Unabhängig von der Region gelten weltweit ähnliche Risikofaktoren:

  • Alter: Über 90 % der Fälle treten nach dem 50. Lebensjahr auf.

  • Ernährung: Hoher Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch, wenig Gemüse und Ballaststoffe

  • Bewegungsmangel und Übergewicht

  • Rauchen und Alkohol

  • Familiäre Vorbelastung und genetische Syndrome (z. B. Lynch-Syndrom)

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen


In Österreich und Europa fördern Aufklärung und Vorsorgeprogramme die Früherkennung – weltweit ist der Zugang zur Vorsorge jedoch sehr unterschiedlich.


Symptome – oft spät erkannt


Darmkrebs entwickelt sich meist schleichend. Symptome bei metastasiertem Befall sind:

  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Gewichtsverlust, Leistungsknick

  • Darmbezogen: Blut im Stuhl, veränderte Stuhlgewohnheiten, Bauchschmerzen

  • Metastasen-bedingt:

    • Leber: Druckgefühl, Ikterus (Gelbsucht)

    • Lunge: Husten, Luftnot

    • Bauchfell: Aszites (Bauchwassersucht)


Diagnosemethoden


In Österreich steht die moderne Medizin zur Verfügung.

Die Diagnostik umfasst:

  • Koloskopie (Darmspiegelung) mit Gewebeprobe

  • Bildgebung: CT, MRT, PET-CT zur Feststellung von Metastasen

  • Blutuntersuchungen inkl. Tumormarkern (v. a. CEA)

  • Molekulare Analyse: RAS-, BRAF- und MSI-Status zur Therapieplanung

In einkommensschwachen Ländern ist die Diagnostik oft eingeschränkt – viele Fälle werden erst im Spätstadium entdeckt.


Therapieansätze im fortgeschrittenen Stadium

 

Die Behandlung ist multidisziplinär. Auch in Österreich richtet sich die Therapie nach internationalen Leitlinien (z. B. ESMO, NCCN):

1. Systemische Chemotherapie

  • Kombinationstherapien wie FOLFOX oder FOLFIRI

  • Ziel: Tumorverkleinerung, Krankheitskontrolle, ggf. OP-Vorbereitung

2. Zielgerichtete Therapien

  • Anti-VEGF (Bevacizumab) – hemmt Gefäßneubildung

  • Anti-EGFR (z. B. Cetuximab) – nur bei RAS-Wildtyp

  • In Österreich über das Gesundheitssystem gut zugänglich; in vielen Ländern nur eingeschränkt verfügbar

3. Immuntherapie

  • Nur bei Tumoren mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI-high) wirksam

  • Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab oder Pembrolizumab

4. Chirurgie bei Metastasen

  • Bei begrenztem Befall (z. B. wenige Lebermetastasen) ist eine Heilung möglich

  • Österreich bietet spezialisierte Zentren für solche Eingriffe

5. Palliative Maßnahmen

  • Schmerztherapie, Ernährungsunterstützung, psychosoziale Begleitung

  • Lebensqualität steht im Vordergrund


Prognose – Verbesserungen, aber große Unterschiede


  • In Österreich leben heute etwa 65–70 % der DarmkrebspatientInnen fünf Jahre nach Diagnose – bei metastasiertem Befund deutlich weniger (ca. 15–20 %)

  • Weltweit variiert die Überlebensrate stark – in einkommensstarken Ländern deutlich besser aufgrund besserer Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten


Früherkennung ist entscheidend


In Österreich gibt es seit Jahren strukturierte Vorsorgeprogramme (z. B. Darmkrebsvorsorge ab 50). Koloskopien werden von der Sozialversicherung übernommen – mit hoher Teilnahmequote sinkt die Sterblichkeit.

International hinken viele Länder bei der Früherkennung noch hinterher. Die WHO empfiehlt den weltweiten Ausbau von Screening-Programmen.

 

Metastasierter Darmkrebs – einfach erklärt


Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten. Er entsteht meist im Dickdarm oder Enddarm. Wenn der Krebs früh erkannt wird, ist er oft gut behandelbar. Wird er aber zu spät entdeckt, kann er sich im Körper ausbreiten. Das nennt man „metastasierten Darmkrebs“.


Was bedeutet „metastasiert“?


Metastasen sind Ableger des Krebses. Das heißt: Die Krebszellen haben sich vom Darm gelöst und andere Organe befallen – zum Beispiel die Leber oder die Lunge. Der Krebs ist dann nicht mehr nur im Darm, sondern auch an anderen Stellen im Körper.

 

Wie merkt man das?


Manche Menschen spüren lange nichts. Später können diese Beschwerden auftreten:

  • Blut im Stuhl

  • Bauchschmerzen

  • Ständiger Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung

  • Müdigkeit, Abnahme von Gewicht

  • Husten oder Atemnot (wenn die Lunge betroffen ist)

  • Schmerzen im rechten Oberbauch (wenn die Leber betroffen ist)

 

Wie wird das festgestellt?


ÄrztInnen machen eine Darmspiegelung, Bluttests und Bilder vom Körper (z. B. mit CT oder MRT). So sieht man, wo der Krebs ist und ob er sich schon ausgebreitet hat.

 

Welche Behandlungen gibt es?


Metastasierter Darmkrebs ist schwer heilbar. Aber es gibt gute Behandlungen, um den Krebs zu bremsen und Beschwerden zu lindern:

  • Chemotherapie (Krebsmedikamente)

  • Zielgerichtete Therapien (neue Medikamente, die gezielt Krebszellen angreifen)

  • Operationen, wenn Metastasen gut entfernt werden können

  • Immuntherapie, bei bestimmten Tumorarten

  • Palliative Pflege, um Schmerzen und Beschwerden zu lindern

 

Was kann man selbst tun?


Früherkennung ist sehr wichtig. In Österreich wird ab 50 Jahren eine Darmspiegelung empfohlen. Die Krankenkasse zahlt das. So kann man Darmkrebs oft verhindern oder früh behandeln.


Metastasierter Darmkrebs: Molekularbiologie und Therapie


1. 🩺 Allgemeines

Das metastasierte kolorektale Karzinom (mCRC) ist eine fortgeschrittene Form von Darmkrebs, bei der sich Tumorzellen über den Primärtumor hinaus in andere Organe (meist Leber, Lunge, Peritoneum) ausgebreitet haben. Die Behandlung basiert heute auf einer Kombination aus Chemotherapie, zielgerichteten Therapien, Immuntherapie und zunehmend auf molekularen Profilen des Tumors.


2. 🔬 Wichtige molekulare Marker

Die Therapieauswahl beim mCRC hängt stark von der molekularen Charakterisierung des Tumors ab. Relevante Marker sind:

Gen/Marker

Bedeutung

Therapieauswirkung

KRAS/NRAS

Onkogene Mutationen (~50 %)

Kein Ansprechen auf EGFR-Inhibitoren

BRAF V600E

Aggressive Subform (~8–10 %)

Kombi-Therapien notwendig (z. B. BRAF/EGFR-Inhibitor)

MSI-H/dMMR

Mikrosatelliteninstabilität (~5–15 %)

Gute Ansprechrate auf Immun-Checkpoint-Inhibitoren

HER2-Amplifikation

Überexpression in ~2–3 %

Zielgerichtete Anti-HER2-Therapien möglich

NTRK-Fusionen, ALK, RET

Sehr selten (<1 %)

Zielgerichtete Therapien verfügbar (z. B. Larotrectinib)

TP53, APC, PIK3CA

Häufig, aber (noch) keine direkten Therapien

Forschung läuft; indirekte Bedeutung für Resistenzmechanismen

3. 🧪 Therapiemöglichkeiten im Überblick


A. Standard-Chemotherapie

  • FOLFOX (5-FU, Leucovorin, Oxaliplatin)

  • FOLFIRI (5-FU, Leucovorin, Irinotecan)

  • In Kombination mit zielgerichteten Substanzen verlängert sich die Überlebenszeit deutlich.


B. Zielgerichtete Therapien

Zielstruktur

Medikament(e)

Voraussetzung

EGFR

Cetuximab, Panitumumab

Nur bei RAS-Wildtyp

VEGF

Bevacizumab

Standard in Kombination mit Chemo

BRAF V600E

Encorafenib + Cetuximab

BRAF V600E-positive Patienten

HER2

Trastuzumab + Lapatinib/Tucatinib

HER2-Überexpression

KRAS G12C

Sotorasib + Cetuximab (in Studien)

Nur bei KRAS G12C-Mutation (~3–5 %)

C. Immuntherapie

  • Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Pembrolizumab, Nivolumab ± Ipilimumab)

    ➤ Nur wirksam bei MSI-H oder Mismatch-Repair-defizienten Tumoren (dMMR)


4. 📈 Therapieprinzipien bei mCRC

  • Erstlinientherapie orientiert sich an:

    ➤ molekularem Profil (RAS/BRAF/MSI)

    ➤ Tumorlokalisation (rechtsseitig vs. linksseitig)

    ➤ Allgemeinzustand (ECOG)


  • Ziel: Tumorverkleinerung (bei potenzieller Resektion), Lebensverlängerung, Symptomkontrolle

  • Zweit- und Drittlinientherapie: Wechsel der Chemoregime, Einsatz von Immuntherapie oder Studiendrogen bei Progress


5. 🧠 Individualisierte Therapieentscheidungen

Die Auswahl der Therapie basiert zunehmend auf einem präzisionsmedizinischen Ansatz. Moderne molekulardiagnostische Methoden wie Next-Generation Sequencing (NGS) helfen, geeignete Zielstrukturen zu identifizieren und die bestmögliche Therapie für den einzelnen Patienten zu wählen.


6. 🔍 Ausblick

  • Kombinationsstrategien (z. B. BRAF + EGFR, KRAS + SHP2) zeigen Fortschritte in klinischen Studien.

  • Adoptive Zelltherapie und mRNA-Immuntherapien werden derzeit für personalisierte Ansätze erprobt.

  • Die Überlebenszeit von PatientInnen mit mCRC hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt, liegt heute in gut behandelbaren Fällen bei >30 Monaten.

 



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