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Skoliose



Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die oft mit einer Verdrehung der Wirbelkörper einhergeht.

Diese Verkrümmung kann in verschiedenen Teilen der Wirbelsäule auftreten und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Wirbelsäule kann in Form eines "C" oder "S" gekrümmt sein.

 

Haupttypen und mögliche Ursachen

 

1. Idiopathische Skoliose

  • Unbekannte Ursache: Die idiopathische Skoliose, die am häufigsten vorkommt (etwa 80% der Fälle), hat keine eindeutig identifizierbare Ursache. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, da die Krankheit oft familiär gehäuft auftritt.

  • Genetische Faktoren: Forschung hat bestimmte genetische Marker identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von idiopathischer Skoliose verbunden sind. Es wird angenommen, dass multiple Gene beteiligt sind, aber die genaue genetische Grundlage ist noch nicht vollständig verstanden.


In vielen Fällen von idiopathischer Skoliose bleibt die genaue Ursache unbekannt, was die Diagnose und Behandlung erschwert.


2. Kongenitale (angeborene) Skoliose

  • Fehlbildung der Wirbelsäule: Diese Form der Skoliose entsteht durch angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper, die während der embryonalen Entwicklung auftreten. Ursachen können genetische Mutationen oder Störungen in der embryonalen Entwicklung sein.

  • Umweltfaktoren: Es wird auch angenommen, dass Umweltfaktoren während der Schwangerschaft eine Rolle spielen könnten, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente oder Erkrankungen der Mutter.


3. Neuromuskuläre Skoliose

  • Neurologische oder muskuläre Störungen: Diese Form der Skoliose tritt oft bei PatientInnen auf, die an neurologischen oder muskulären Erkrankungen wie Zerebralparese, Muskeldystrophie oder Spina bifida leiden. Die Ursache liegt in der ungleichmäßigen Muskelkraft oder Muskelkontrolle, die zu einer ungleichmäßigen Belastung der Wirbelsäule führt.

 

4. Degenerative Skoliose

  • Alterungsprozesse: Diese Form der Skoliose entwickelt sich meist im Erwachsenenalter und ist oft mit dem natürlichen Alterungsprozess der Wirbelsäule verbunden. Degenerative Veränderungen der Bandscheiben und Facettengelenke können zu einer Fehlstellung der Wirbelsäule führen.


5. Andere Ursachen

  • Traumatische Verletzungen: Verletzungen der Wirbelsäule durch Unfälle oder Operationen können zu einer Skoliose führen.

  • Tumoren: In seltenen Fällen können Tumore in der Wirbelsäule zu einer strukturellen Veränderung und damit zu einer Skoliose führen.

 

Symptome

  • Asymmetrische Schultern oder Hüften

  • Schiefstand des Beckens

  • Rückenschmerzen

  • Eine sichtbare Krümmung der Wirbelsäule

  • In schweren Fällen Atemprobleme durch reduzierte Lungenkapazität

 

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose erfolgt meist durch körperliche Untersuchung, Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren wie MRT oder CT-Scans.

 

Die Behandlung von Skoliose hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Alter der Patientin bzw. des Patienten, die Schwere der Krümmung, das Fortschreiten der Krümmung und das Vorhandensein von Symptomen.

Die Hauptziele der Behandlung sind, das Fortschreiten der Krümmung zu verhindern, die Wirbelsäule zu stabilisieren und Schmerzen oder andere Symptome zu lindern.

Gängige Behandlungsmethoden:

 

1. Beobachtung

  • Wann geeignet: Bei leichten Krümmungen (weniger als 20 Grad) oder bei Patienten, die sich noch im Wachstum befinden, kann regelmäßige Beobachtung durch einen Arzt ausreichend sein. In diesen Fällen wird die Krümmung in regelmäßigen Abständen überwacht, um festzustellen, ob sie sich verschlechtert.

  • Frequenz: Typischerweise werden PatientInnen alle 4-6 Monate untersucht, um das Fortschreiten der Skoliose zu beurteilen.


2. Physiotherapie

  • Ziele: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln um die Wirbelsäule zu stärken, die Haltung zu verbessern und die Flexibilität zu erhöhen. Spezielle Übungen können auch dazu beitragen, das Fortschreiten der Krümmung zu verlangsamen.

  • Schroth-Methode: Eine spezielle physiotherapeutische Methode zur Behandlung von Skoliose ist die Schroth-Methode, die aus gezielten Übungen besteht, um die Wirbelsäule zu de-rotieren, zu verlängern und zu stabilisieren.


3. Korsettbehandlung

  • Wann geeignet: Ein Korsett wird oft bei Kindern und Jugendlichen mit moderaten Krümmungen (20-40 Grad) verwendet, um das Fortschreiten der Krümmung während des Wachstums zu verhindern.

  • Arten von Korsetten: Es gibt verschiedene Arten von Korsetten, darunter das Milwaukee-Korsett und das Boston-Korsett. Die Wahl des Korsetts hängt von der Art und dem Ort der Krümmung ab.

  • Tragedauer: Das Korsett muss in der Regel 16-23 Stunden pro Tag getragen werden, bis das Wachstum abgeschlossen ist.

 

4. Chirurgische Behandlung

  • Wann geeignet: Eine Operation wird in der Regel bei schweren Krümmungen (über 40-50 Grad) oder bei Krümmungen, die trotz anderer Behandlungen fortschreiten, in Betracht gezogen. Auch bei Patienten, die unter starken Schmerzen oder Atemproblemen aufgrund der Skoliose leiden, kann eine Operation erforderlich sein.

  • Verfahren: Das häufigste chirurgische Verfahren ist die Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese), bei der Metallstäbe, Schrauben und Knochentransplantate verwendet werden, um die Wirbelsäule in einer geraden Position zu fixieren und das weitere Fortschreiten der Krümmung zu verhindern.

  • Moderne Techniken: In jüngerer Zeit wurden auch weniger invasive Techniken wie die „vertebral body tethering“ (VBT) entwickelt, die flexibler ist und das Wachstum der Wirbelsäule in gewissem Maße zulässt.


5. Schmerzmanagement

  • Medikamente: Schmerzmittel wie NSAIDs (nichtsteroidale Antirheumatika) können helfen, Schmerzen im Zusammenhang mit Skoliose zu lindern.

  • Injektionen: In einigen Fällen können Kortikosteroid-Injektionen in die Facettengelenke oder epidurale Steroidinjektionen zur Schmerzlinderung beitragen.


6. Alternative Therapien

  • Chiropraktik: Einige Patienten suchen chiropraktische Behandlungen auf, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern, auch wenn diese Behandlungen das Fortschreiten der Krümmung in der Regel nicht beeinflussen.

  • Akupunktur und Yoga: Diese Methoden können als ergänzende Therapien eingesetzt werden, um Schmerzen zu reduzieren und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

 

Die Wahl der Behandlung hängt von individuellen Faktoren ab, und es ist wichtig, dass PatientInnen und ihren Familien mit spezialisierten ÄrztInnen zusammenarbeiten, um die beste Vorgehensweise zu bestimmen.


Tägliches Leben mit Skoliose


Das tägliche Leben mit Skoliose kann je nach Schweregrad und Art der Skoliose unterschiedlich sein. Viele Menschen mit leichter Skoliose führen ein weitgehend normales Leben, während diejenigen mit schwereren Krümmungen möglicherweise Anpassungen vornehmen müssen, um Schmerzen zu managen und ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten.

Einige Aspekte des täglichen Lebens, die beeinflusst werden können:


1. Körperliche Aktivität und Sport

  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur zu stärken und die Flexibilität zu erhalten. Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und Yoga können besonders vorteilhaft sein, da sie wenig belastend für die Wirbelsäule sind.

  • Sportliche Einschränkungen: Menschen mit Skoliose sollten Sportarten vermeiden, die eine starke Belastung der Wirbelsäule verursachen, wie Gewichtheben oder Kontaktsportarten. Es ist ratsam, sich von einem PhysiotherapeutInnen oder ÄrztInnen beraten zu lassen, welche Übungen und Sportarten geeignet sind.


2. Schmerzen und Schmerzmanagement

  • Alltägliche Beschwerden: Menschen mit Skoliose können Rückenschmerzen, Muskelverspannungen oder allgemeines Unwohlsein erleben. Regelmäßige Physiotherapie, Massagen und Wärmebehandlungen können helfen, diese Symptome zu lindern.

  • Medikamente: Schmerzmittel, wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), können bei Bedarf eingenommen werden, um Schmerzen zu kontrollieren.


3. Haltung und ergonomische Anpassungen

  • Ergonomische Möbel: Die richtige Haltung beim Sitzen und Stehen ist entscheidend. Ergonomische Stühle und Schreibtische, die die Wirbelsäule unterstützen, können helfen, Beschwerden zu minimieren.

  • Korsetttragen: Jugendliche mit Skoliose müssen möglicherweise ein Korsett tragen, das im Alltag, besonders während der Schule oder bei der Arbeit, berücksichtigt werden muss. Dies kann in einigen Fällen körperlich und emotional belastend sein.


4. Kleidung

  • Anpassung an das Korsett: Wenn ein Korsett getragen wird, kann dies die Kleiderwahl beeinflussen. Weite Kleidung oder spezielle Korsett-Abdeckungen können dazu beitragen, das Korsett diskret zu verbergen und den Tragekomfort zu erhöhen.

  • Selbstbewusstsein: Einige Menschen mit Skoliose können sich aufgrund der sichtbaren Krümmung oder dem Tragen eines Korsetts unsicher fühlen. Es ist wichtig, Selbstbewusstsein zu stärken und Unterstützung zu suchen, falls nötig.


5. Schlaf

  • Schlafpositionen: Die richtige Schlafposition kann dazu beitragen, Schmerzen zu reduzieren. Oft wird empfohlen auf der Seite zu schlafen, mit einem Kissen zwischen den Knien, um die Wirbelsäule auszurichten.

  • Matratze und Kissen: Eine feste Matratze und ergonomische Kissen können zusätzlichen Halt bieten und das Schlafen komfortabler machen.


6. Emotionale und soziale Aspekte

  • Selbstbewusstsein und Akzeptanz: Das Leben mit Skoliose kann emotional herausfordernd sein, besonders für Jugendliche. Unterstützung durch Familie, Freunde und gegebenenfalls psychologische Beratung kann hilfreich sein.

  • Soziale Interaktionen: Menschen mit Skoliose könnten sich aufgrund ihres Aussehens oder ihrer körperlichen Einschränkungen unsicher fühlen. Der Austausch mit anderen Betroffenen, z. B. in Selbsthilfegruppen, kann dabei helfen, mit diesen Herausforderungen besser umzugehen.


7. Berufliche Aspekte

  • Anpassungen am Arbeitsplatz: Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz, wie spezielle Stühle, Schreibtische oder sogar regelmäßige Pausen zur Dehnung können erforderlich sein, um Schmerzen zu minimieren und das Arbeiten angenehmer zu gestalten.

  • Körperliche Berufe: Menschen mit Skoliose, die in körperlich anstrengenden Berufen arbeiten, müssen möglicherweise ihre Aufgaben anpassen oder alternative Arbeitsmöglichkeiten finden, um die Belastung ihrer Wirbelsäule zu reduzieren.


8. Langfristige Planung

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolle: Menschen mit Skoliose sollten regelmäßige ärztliche Untersuchungen einplanen, um das Fortschreiten der Krümmung zu überwachen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.

  • Langfristige Gesundheit: Neben der Skoliose sollte auch auf die allgemeine Gesundheit, wie die Vermeidung von Übergewicht und das Erhalten einer guten körperlichen Fitness, geachtet werden, um die Wirbelsäule zu entlasten.


Mit den richtigen Anpassungen und Unterstützung können die meisten Menschen mit Skoliose ein aktives und erfülltes Leben führen. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und Maßnahmen zu ergreifen, um das tägliche Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.


Die medizinische Forschung ist ein wichtiges Thema und konzentriert sich weiterhin auf das Verständnis der zugrunde liegenden genetischen und biologischen Mechanismen, um bessere Diagnose- und Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Schlüsselbereiche, in denen Studien durchgeführt werden:

 

  • Ursachen und genetische Faktoren

    • Studien erforschen die genetischen Grundlagen der idiopathischen Skoliose, die am häufigsten bei Jugendlichen auftritt. Forschungsergebnisse haben bestimmte genetische Marker identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Skoliose verbunden sind.

  • Prävention und Frühdiagnose

    • Frühdiagnose-Studien befassen sich mit Methoden zur Identifizierung von Skoliose in einem frühen Stadium, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Dies umfasst auch die Entwicklung und Validierung von Screening-Programmen.

  • Behandlungsoptionen

    • Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit verschiedenen Behandlungsmethoden beschäftigen, von konservativen Ansätzen wie Physiotherapie und Korsettbehandlung bis hin zu chirurgischen Eingriffen wie der Wirbelsäulenversteifung. Diese Studien untersuchen die Wirksamkeit und die Langzeitresultate verschiedener Behandlungsansätze.

  • Lebensqualität und psychologische Auswirkungen

    • Einige Studien konzentrieren sich auf die Lebensqualität von Menschen mit Skoliose, einschließlich der psychologischen und sozialen Auswirkungen der Krankheit. Diese Studien untersuchen, wie sich Skoliose auf das tägliche Leben, das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit auswirkt.

  • Technologische Innovationen:

    • Forschung zur Verwendung von Technologien wie 3D-Druck, um maßgeschneiderte Skoliose-Korsetts zu erstellen, sowie zur Entwicklung neuer chirurgischer Instrumente und Techniken.

 

 

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