Brustkrebs-Betroffene benötigen neben ihren Therapien auch jemanden Kompetenten, der sich Zeit für sie nimmt, ihnen Fragen beantwortet und beisteht, wann immer sie Stütze brauchen.
All dies und noch viel mehr erfüllt eine Breast-Care Nurse – auch Brustschwester - genannt.
Ich durfte ein Interview mit einer ganz tollen Frau zu diesem Thema führen.
Frau Susanna Lena ist Breast-Care Nurse und bringt über 30 Jahre Erfahrung im Gesundheitswesen mit. Sie ist seit über 12 Jahren als Pflegeexpertin für Brusterkrankungen in der Klinik Ottakring tätig.
Als zertifizierte MammaCare-Instruktorin fördert sie die Prävention von Brustkrebs durch fundierte Tastuntersuchungstechniken. Neben ihrer Tätigkeit ist sie auch als Vortragende auf verschiedenen Kongressen und Hochschulen im Bereich Brustgesundheit aktiv. Mit ihrer Expertise möchte sie Frauen jeden Alters über präventive Maßnahmen und die Bedeutung der Früherkennung von Brustkrebs informieren und Awereness zu diesem Thema schaffen.
Susanna, Du bist Breast-Care Nurse?
Ja, genau. Ich bin Pflegeexpertin für Brustkrebserkrankungen und begleite PatientInnen sowie deren Angehörige durch ihre gesamte Behandlung. Damit bin ich eine zentrale Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Diagnose und Therapie von Brustkrebs.
Welche Aufgaben hast Du als Breast-Care Nurse?
Als Breast-Care Nurse habe ich vielfältige Aufgaben, die auf die individuellen Bedürfnisse der PatientInnen abgestimmt sind. Zu meinen Hauptaufgaben gehört die umfassende Beratung und Unterstützung. Dazu gehören die Aufklärung über die Brustkrebserkrankung und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, der Umgang mit Symptomen und Nebenwirkungen sowie die Koordination von Behandlungsterminen und Therapien.
Besonders wichtig ist die emotionale Unterstützung, da die Diagnose Brustkrebs oft mit großen Ängsten und Unsicherheiten verbunden ist. Ich unterstütze die Betroffenen auch im Umgang mit Veränderungen des Körperbildes und bei der Entscheidungsfindung bezüglich der Behandlung. Darüber hinaus vernetze ich die PatientInnen bei Bedarf mit VertreterInnen verschiedener Fachdisziplinen, wie Psychoonkologie, ErnährungsexpertInnen, BandagistInnen und MitarbeiterInnen der Krebshilfe. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Förderung von Selbstmanagement und Empowerment der Betroffenen, um ihnen einen selbstbestimmten Umgang mit ihrer Diagnose zu ermöglichen. Nach der Behandlung unterstütze bei der onkologischen Rehabilitation, um die PatientInnen sowohl körperlich als auch geistig zu stärken und ihnen die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern. Wie sieht ein typischer Tagesablauf einer Breast-Care Nurse aus? Der Arbeitstag beginnt häufig mit Teambesprechungen, um die Behandlungsschritte im Interdisziplinären Team abzustimmen. Anschließend folgen persönliche Gespräche mit PatientInnen, in denen ihre aktuellen Bedürfnisse und Anliegen besprochen werden.
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich und ist deutlich von den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen geprägt, was die Arbeit sehr abwechslungsreich und durchaus anspruchsvoll macht. Gehört die Betreuung von Angehörigen auch zu Deinem breiten Spektrum? Ja, die Betreuung der Angehörigen ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit.
Die Angehörigen spielen eine wichtige Rolle im Genesungsprozess der PatientInnen. Deshalb unterstütze und berate ich auch sie. Ich helfe den Angehörigen, die Krankheit und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen und zeige Strategien auf, wie sie die betroffene Person am besten unterstützen können. Dabei ist es wichtig, auch auf die Sorgen und Bedürfnisse der Angehörigen einzugehen. Betreuen Breast-Care Nurses ihre PatientInnen auch außerhalb der Klinik? Ja, es gibt KollegInnen, die ihre PatientInnen auch außerhalb der Klinik betreuen. Dies kann zu Hause, in ambulanten Einrichtungen oder mittels telefonischer Beratung erfolgen.
Diese Strategie ermöglicht eine kontinuierliche Unterstützung und Begleitung, auch wenn die PatientInnen nicht stationär in der Klinik sind.
Was sind die häufigsten Bedürfnisse von Brustkrebs-PatientInnen in fortgeschrittenen Krankheitsstadien?
Die häufigsten Bedürfnisse von Brustkrebs-PatientInnen, insbesondere von jenen mit metastasiertem Brustkrebs, umfassen emotionale Unterstützung und klare, verständliche Informationen über die Behandlung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu allen Angehörigen relevanter Gesundheitsberufe ist von großer Bedeutung. Metastasierte Brustkrebs-PatientInnen haben oft Ängste bezüglich Schmerzen, dem Fortschreiten der Krankheit und dem Verlust ihrer Lebensqualität.
In Zukunft könnten spezialisierte Pflegeangebote und eine intensivere psychologische Betreuung die Lebensqualität dieser PatientInnen weiter verbessern und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Liebe Susanna, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses schöne, aufschlussreiche Interview.
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