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Nebenwirkungsmanagement - Misteltherapie

Aktualisiert: 29. Okt. 2024




Die Misteltherapie ist eine früher umstrittene, jetzt aber durch neue Evidenz zunehmend anerkannte Behandlungsmethode bei Krebs, die auf Extrakten der Mistelpflanze (Viscum album) basiert.

Jetzt gibt es neueste Studienerkenntnisse, die große Vorteile dieser unterstützenden Therapie zeigen. Ausschnitte aus einer vor kurzem erschienenen Presseaussendung finden Sie im unteren Teil dieses Blogbeitrages.


Die Mistelpflanze


Die Mistelpräparate werden aus der weißbeerigen Mistel (Viscum album) gewonnen, die auf verschiedenen Laub- und Nadelbäumen wächst. Charakteristisch ist, dass sie sich ganz anders verhält als die übrige Pflanzenwelt:

  • Sie ist auch im Winter grün und blüht und fruchtet in den Wintermonaten. 

  • Sie wächst nicht in der Erde, sondern auf Bäumen, als Halbschmarotzer.

  • Sie bildet keine Wurzeln, sondern einen „Senker“, mit dem sie sich mit dem Wirtsbaum verbindet. 

  • Sie richtet sich nicht nach der Sonne, sondern wächst in alle Richtungen, unabhängig vom Licht und von der Schwerkraft. So bildet sich der typisch runde Mistelbusch. Diese Phänomene finden sich bei keiner anderen Pflanze. 


In Europa kann man drei Unterarten der weißbeerigen Mistel unterscheiden: die Laubbaum-, die Kiefern- und die Tannenmistel.


Geschichtliches


Die weißbeerige Mistel ist schon seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt: Innerlich wurde sie bei Milzerkrankungen, Frauen- und Anfallsleiden (Epilepsie) eingenommen. Äußerliche Anwendung fand sie bei Wunden und Geschwüren. Im ersten Jahrhundert schrieben Pedanios Dioskurides und Plinius der Ältere, die Mistel (griech.: ixos, lat.: viscum) habe die Kraft, Geschwüre zu erweichen und sie zur Reifung zu bringen.

Schon im Kreütterbuch von Hieronymus Bock, Erstausgabe 1539, kann man wörtlich lesen:

„Die Misteln seind der Eigenschafft, das sie allerley Geschwulst zertheilen, erweichen und herausserziehen…!“ Hieronymus Bock – Universität Regensburg (uni-regensburg.de)

Damit ist höchstwahrscheinlich der Einsatz in der Tumortherapie gemeint.


Seit 1917 werden Mistelpräparate in Form von Spritzen unter die Haut auch in der Komplementärmedizin bei Krebs (als zugelassenes rezeptpflichtiges Arzneimittel nur in Absprache mit den behandelnden ÄrztInnen) eingesetzt (www.misteltherapie.at)




Literatur zu diesem Thema finden Sie ebenfalls im unteren Teil dieses Blogbeitrages.





Die Mistel ist bereits in 30 Ländern vertreten. Sogar in den USA, wo die Mistel noch keine Zulassung hat, gibt es schon SIO-Leitlinien mit einer „Kann“-Empfehlung. (Mistletoe therapy: SIO guideline on breast cancer, international).


Es ist wichtig, dass PatientInnen diese Therapie nur in Absprache mit ihrer behandelnden Ärztin bzw. ihrem behandelnden Arzt in Erwägung ziehen und sich umfassend über mögliche Risiken und Nutzen informieren (https://www.krebsinformationsdienst.de/mistel)



Hier ein Ausschnitt aus der kürzlich erschienenen Presseaussendung:


Misteltherapie bei modernen Krebstherapien


Neue Studien zeigen einen deutlichen Überlebensvorteil, ein 5-fach geringeres Nebenwirkungsrisiko und verbesserte Compliance.

Innovative, maßgeschneiderte Therapiekonzepte wie zielgerichtete Therapien (Targeted Therapies, TTs) und Immuntherapien (Immun-Checkpoint-Inhibitoren ICI) sorgen seit fast zehn Jahren für höhere Heilungs- und Überlebenschancen bei Krebs. Jetzt zeigen aktuelle Real-World-Data-Studien, dass KrebspatientInnen von der additiven Misteltherapie profitieren: 

Für die Kombination von Misteltherapie und TTs wird nicht nur ein fast 5-fach reduziertes Nebenwirkungsrisiko beschrieben – auch die Überlebenszeit hatte sich verdoppelt.

Neben der guten Evidenz für den kombinierten Einsatz der Misteltherapie mit Chemotherapien liegen mittlerweile auch verlässliche klinische Beobachtungsanalysen für die Kombination der Misteltherapie mit TTs vor:

Neue Real-World-Data-Studien für verschiedene Tumorentitäten zeigen, dass diese bewährte, pflanzliche Therapie gut mit den untersuchten TTs kombiniert werden kann (CDK4/6-Inhibitoren, Immun-Checkpoint-Inhibitoren ICI, monoklonale Antikörper, PARP-Inhibitoren, TKI-Inhibitoren).

Für die Kombination von monoklonalen Antikörpern mit Misteltherapie wurde sogar ein fast 5-fach geringeres Nebenwirkungsrisiko beschrieben.

Hervorzuheben ist im Hinblick auf die Therapietreue, dass bei zusätzlicher Mistelgabe nur halb so viele Abbrüche der zielgerichteten Therapien zu verzeichnen waren. Außerdem gab es keine nebenwirkungsbedingte Verzögerung des Behandlungszyklus.

 


Misteltherapie: Stellenwert beim Nebenwirkungsmanagement


Auch wenn aufgrund der selektiveren Wirkmechanismen von TTs6 geringere Nebenwirkungen als etwa bei Chemo- oder Antihormontherapien erwartet werden, treten therapieassoziierte Beschwerden unter TT-Behandlungen ebenfalls auf. Eine rechtzeitige Intervention bzw. die Vorbeugung möglicher Nebenwirkungen ist von hoher Relevanz für die Therapieadhärenz und Compliance der Gesamtbehandlung. Als sinnvolle leitliniengestützte Maßnahme erscheint hierbei die Misteltherapie, deren therapeutischer Nutzen zur Reduktion von Nebenwirkungen sowie zur Verbesserung der Lebensqualität in internationalen onkologischen Leitlinien festgehalten ist. In diesem Zusammenhang hatte sich die Misteltherapie auch in Kombination mit der Chemotherapie als sicher, wirksam und gut verträglich erwiesen.

 

Misteltherapie mit TTs: solides Sicherheitsprofil und halbierte Abbruchrate


Neben der guten Evidenz für den kombinierten Einsatz der Misteltherapie mit Chemotherapien liegen mittlerweile auch verlässliche klinische Beobachtungsanalysen für die Kombination der Misteltherapie mit TTs vor: Neue Real-World-Data-Studien für verschiedene Tumorentitäten zeigen, dass diese bewährte pflanzliche Therapie gut mit den untersuchten TTs kombiniert werden kann (CDK4/6-Inhibitoren, Immun-Checkpoint-Inhibitoren ICI, monoklonale Antikörper, PARP-Inhibitoren, TKI-Inhibitoren).

Für die Kombination von monoklonalen Antikörpern mit Misteltherapie wurde sogar ein fast 5-fach geringeres Nebenwirkungsrisiko beschrieben.

Hervorzuheben ist im Hinblick auf die Therapietreue, dass bei zusätzlicher Mistelgabe nur halb so viele Abbrüche der zielgerichteten Therapien zu verzeichnen waren. Außerdem gab es keine nebenwirkungsbedingte Verzögerung des Behandlungszyklus.

 

Fazit


Real-World-Data-Studien zeigen für die Kombination von TTs mit einer Misteltherapie ein solides Sicherheitsprofil und weisen darauf hin, dass sowohl die Mortalitätsrate der behandelten PatientInnen, als auch die Nebenwirkungsrate von monoklonalen Antikörpern gesenkt werden könnten. Zudem wurden unter der begleitenden Misteltherapie nur halb so viele Therapieabbrüche beobachtet. Aus diesen Gründen ist die Misteltherapie eine medizinisch angezeigte Möglichkeit zur Unterstützung von TTs.

 


Literatur


  1. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/krebs/neue-lungenkrebs-behandlungen-angriff-mit-zielgerichteten-medikamenten-892113.html

  2. Mayekar MK, Bivona TG. 2017. Current Landscape of Targeted Therapy in Lung Cancer. Clin. Pharmacol. Ther. Nov;102(5):757-764. doi: 10.1002/cpt.810.

  3. JCM | Special Issue: Current State of Targeted Therapy in Gastrointestinal Cancers (mdpi.com).

  4. Jonat W et al. 2009. „Targeted therapy“. Der Gynäkologe 42, 155-156.

  5. Schad F et al. 2024. Cancers 16, 1609.

  6. National Cancer Institute, NIH, USA. Targeted therapy to treat cancer. https://www.cancer.gov/about-cancer/treatment/types/targeted-therapies

  7. Hellbach K. 2022. best practice onkologie 17(1-2):56-67.  

  8. Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie AGO e.V. in der DGGG e.V. sowie in der DKG e.V., Guidelines Breast, Version 2021.1D, https://www.ago-online.de/

  9. S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, Version 1.0 – Juli 2021; AWMF-Registernummer: 032/055OL.

  10. Mansky PJ et al. 2013. eCAM 2013: Article ID 964592.

  11. Piao BK et al. 2004. Anticancer Res. 24(1): 303-310.

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  13. Schad F, Thronicke A. 2023. Int. J. Environ. Res. Public Health 20(3): 2565.

  14. Schad F et al. 2018. Integr. Cancer Ther. 17(1): 41-51.

  15. Thronicke A et al. 2018. Medicines 5(3), 100.


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