Personalisierte Medizin
Vergangene Woche hatte ich die Gelegenheit, Herrn Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Vorstand der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie im Wiener AKH zum Thema „Personalisierte Medizin“ interviewen zu dürfen.
Es war ein sehr interessantes und aufschlussreiches Gespräch, bei dem ich vieles erfahren durfte, das bei mir zuvor Unklarheiten hervorrief.
Herr Prof. Zielinski,
man hört in letzter Zeit so viel von personalisierter Medizin oder maßgeschneiderter Medizin. Was bedeutet das?
Personalisierte Medizin bedeutet, dass die Therapie auf den jeweiligen Tumor zugeschnitten wird, nicht auf die Person.
Brustkrebs ist ein glühendes Beispiel dafür. Molekularbiologische Untersuchungen (Tumorbiologie), die den jeweiligen Tumor charakterisieren helfen, sind ein zunehmend wichtiger Schritt auf dem Weg zur maßgeschneiderten Therapie.
Je nach Hormonrezeptor-Status, HER2-Rezeptor-Status, Molekularen Subtypen,.. wird die passende Therapie gewählt.
Beim Triple Negativen Tumor besteht noch großer Aufholbedarf. Hier wird aktiv daran geforscht zu verstehen, was konkret das Tumorwachstum fördert.
Das Projekt „EXACT“ (EXtended Analysis for Cancer Treatment)
In der Ära der personalisierten Medizin werden sich Therapien bösartiger Erkrankungen zunehmend von den anatomischen Gegebenheiten entfernen (organorientierte Therapie), sich hingegen an den individuellen Merkmalen des Patienten/der Patientin und seiner Erkrankung orientieren.
In unserem an der Klinik für Innere Medizin I entstandenen Konzept, das in enger Kooperation mit dem Center for Molecular Medicine (CeMM), dem Institut für Pathologie an der MedUniWien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt wird, soll dieses Konzept der auf den jeweiligen Tumor und seine molekularbiologische Charakteristik „maßgeschneiderten“ Therapie ausgeweitet werden, indem mit State-of-the-Art-Technologien molekularbiologisch relevante Informationen auf genetischer Ebene entschlüsselt, tumorassoziierte Signalwege und Wachstumsfaktoren mit Hilfe von Robotertechnologie analysiert und diese Information mit der Chemosensitivitätsleistung lebender PatientInnenzellen in einem völlig neuen ex vivo-Konzept integriert werden.
Der Begriff Chemosensitivität bezeichnet in der Medizin die Empfindlichkeit von Krebszellen gegenüber wachstumshemmenden Medikamenten, den so genannten Zytostatika oder Chemotherapeutika, die im Rahmen der Chemotherapie eingesetzt werden.
Darf ich nachfragen, was ex vivo bedeutet?
Ex vivo (lateinisch für außerhalb des Lebendigen) bezeichnet Verfahren oder Abläufe, bei denen lebendes biologisches Material, insbesondere Zellen, Gewebe oder Organe, einem lebenden Organismus entnommen und außerhalb dessen üblicherweise über eine begrenzte Zeit kultiviert wird. Dies ermöglicht eine Behandlung und Untersuchungen des Materials unter kontrollierten Bedingungen.
Daraus resultiert auch der Projektname „EXACT“.
Auf diesem umfassenden Konzept basierend, beginnen wir in diesem Projekt zunächst mit der individuellen Behandlung von mittels konventioneller Therapien „austherapierten“ Krebspatientinnen.
Vielen Dank Herr Prof. Zielinski. Ihre Auskünfte lassen uns Brustkrebs-PatientInnen weitere Hoffnung schöpfen.